Streitkultur
Ein Redebeitrag im Rahmen einer Fernsehdiskussion zum Thema "Glaube und Satire" - gesehen auf Bayern Alpha am 29.12.2007:
Reden wir nicht nur über Muslime und Christen - wie entfaltet ist denn unsere Streitkultur? Also jetzt gehen wir nicht nach Afghanistan, sondern gehen wir einfach hierher. Wieviel Streitkultur leben wir?
Ist Streitkultur etwas in Deutschland, das wir positiv behaften oder eher als störend empfinden? Lernt man in Schulen und Universitäten den Widerspruch als etwas Positives wenn man jung ist oder wird man dafür bestraft und stigmatisiert? Fördert der kritische Geist einen in einer Karriereentwicklung oder hindert er einen dabei? Sagen die Eltern, wenn die Lehrer anrufen "Ihr Kind widerspricht so oft in der Schule": "Mein lieber Junge mach weiter so". Oder gibt es einen gutgemeinten Rat: "Musst Du denn immer sagen, was Du denkst?"
Je weniger Streitkultur möglich ist und Glaube, um auf diesen Begriff zu kommen hat in sich bereits weniger Streitkultur, weil Glaube an sich die letzte Frage nicht stellen soll - auch im Judentum nicht - wenn Streitkultur also insgesamt unterentwickelt ist wird jedes Konfliktmoment, in dem Streit plötzlich explodiert - und damit noch gar nicht gewalttätig ist - als etwas Gesamtstörerisches der guten Laune empfunden. Also was wir eben so ein paar Minuten hatten stört auch ein Stück der Laune des launischen Abends.
Aber Streitkultur besteht eben darin auch, unter Umständen die Dinge auf die Spitze eines Konflikts zwischen zwei Menschen zu beschreiben. Davon würde ich gern mehr haben, ich glaube, wir haben davon insgesamt zuwenig.
Und ich kenne jetzt zumindest einen Grund, warum ich Michel Friedman, von dem dieser für mich bemerkenswerte Diskussionsbeitrag stammt, eigentlich eher wenig mag: Er verdirbt mir regelmässig die gute Laune, wenn ich ihn dabei beobachte, wie er versucht, den Konflikt zwischen zwei Menschen "auf die Spitze zu beschreiben". Dabei beweist er damit vielleicht schlicht jene Streitkultur, von der wir auch nach meiner Ansicht tatsächlich "mehr brauchen".
Die Voraussetzung dafür, Streitkultur in diesem Sinn geradezu zu geniessen, wäre freilich, zu lernen die vielleicht manchmal auch krasse Beschreibung des Konflikts auszuhalten, ohne automatisch in die anerzogene Harmoniefalle tappen zu müssen, und eben ohne sich die gute Laune dadurch stören zu lassen. Im Gegenteil: zwei intelligent streitende Menschen sollten unsere gute Laune eigentlich heben und unseren Gedanken geradezu Flügel verleihen!
Reden wir nicht nur über Muslime und Christen - wie entfaltet ist denn unsere Streitkultur? Also jetzt gehen wir nicht nach Afghanistan, sondern gehen wir einfach hierher. Wieviel Streitkultur leben wir?
Ist Streitkultur etwas in Deutschland, das wir positiv behaften oder eher als störend empfinden? Lernt man in Schulen und Universitäten den Widerspruch als etwas Positives wenn man jung ist oder wird man dafür bestraft und stigmatisiert? Fördert der kritische Geist einen in einer Karriereentwicklung oder hindert er einen dabei? Sagen die Eltern, wenn die Lehrer anrufen "Ihr Kind widerspricht so oft in der Schule": "Mein lieber Junge mach weiter so". Oder gibt es einen gutgemeinten Rat: "Musst Du denn immer sagen, was Du denkst?"
Je weniger Streitkultur möglich ist und Glaube, um auf diesen Begriff zu kommen hat in sich bereits weniger Streitkultur, weil Glaube an sich die letzte Frage nicht stellen soll - auch im Judentum nicht - wenn Streitkultur also insgesamt unterentwickelt ist wird jedes Konfliktmoment, in dem Streit plötzlich explodiert - und damit noch gar nicht gewalttätig ist - als etwas Gesamtstörerisches der guten Laune empfunden. Also was wir eben so ein paar Minuten hatten stört auch ein Stück der Laune des launischen Abends.
Aber Streitkultur besteht eben darin auch, unter Umständen die Dinge auf die Spitze eines Konflikts zwischen zwei Menschen zu beschreiben. Davon würde ich gern mehr haben, ich glaube, wir haben davon insgesamt zuwenig.
Und ich kenne jetzt zumindest einen Grund, warum ich Michel Friedman, von dem dieser für mich bemerkenswerte Diskussionsbeitrag stammt, eigentlich eher wenig mag: Er verdirbt mir regelmässig die gute Laune, wenn ich ihn dabei beobachte, wie er versucht, den Konflikt zwischen zwei Menschen "auf die Spitze zu beschreiben". Dabei beweist er damit vielleicht schlicht jene Streitkultur, von der wir auch nach meiner Ansicht tatsächlich "mehr brauchen".
Die Voraussetzung dafür, Streitkultur in diesem Sinn geradezu zu geniessen, wäre freilich, zu lernen die vielleicht manchmal auch krasse Beschreibung des Konflikts auszuhalten, ohne automatisch in die anerzogene Harmoniefalle tappen zu müssen, und eben ohne sich die gute Laune dadurch stören zu lassen. Im Gegenteil: zwei intelligent streitende Menschen sollten unsere gute Laune eigentlich heben und unseren Gedanken geradezu Flügel verleihen!
maschi - 4. Jan, 21:58
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