Georg (Gast) - 20. Jan, 01:26

Ich glaube nicht, dass das System Zukunft hat.

- den bürokratischen und administrativen Aufwand (alleine die Kontrolle der vorhandenen Lokalflächen, notwendige Neuerhebungen, Versteigerungsprozedur) liegen mMn noch ein Vielfaches (!) über dem 75qm Modell.

- Muss ein Wirt, der sich Rauchflächer ersteigert, diese vom Nichtraucherbereich trennen? Wenn ja, was macht er wenn er die Lizenz nach 3 Jahren nicht mehr bekommt? Wieder alles einreissen? Und wenn er nicht mehr gleich viel qm bekommt? Umbauen?

- wenn du wiederum Auflagen einführst, wie etwa der Vorschlag kleine Lokale (und da sind wir wieder bei: "Wie groß kann ein kleines Lokal sein?" und willkürliche Größenordnungen ala 75qm) müssen 100% kaufen oder Nichtraucher sein hast du a) doch eine wirtschaftliche Verzerrung (die sich alleine schon aus dem finanziellen Vorteil von Lokalketten ergeben wird), wenn der Wirt sich diese 100% nicht leisten kann aber gern würde, oder Ungleichberechtigung im Wettbewerb, weil ein Raucher- bzw. "Misch-"Lokal so wie bisher tendentiell mehr Kunden lockt.

- Dilemma: Gibt es diese Beschränkungen nicht, ist die Existenz (ausreichend vieler) rauchfreier Lokale nicht garantiert, weil sich so gut wie jeder Gastwirt aus Angst um die Lizenzen bemühen wird. Das wiederum bedeutet, du müsstest das Vergabeverfahren auf "First-Come-First-Serve" umstellen und gleichzeitig die Lizenzpreise pro Fläche individuell berechnen lassen, damit es im Rennen um die Lizenzen halbwegs fair bleibt. Denn: "und jeder für sich die Chance hat, zu bewerten, ob er persönlich die Kosten des Erwerbs einer Lizenz auf sich nehmen sollte oder eben nicht" ist leicht gesagt, aber eben realistisch, denn nicht jeder Wirt hat gleich viel Geld, und nicht jeder Wirt (mit Ausnahme von Ketten vielleicht) hat automatisch durch mehr Platz auch mehr Geld.

- Der Arbeitnehmerschutz ist weiterhin wichtig, der Vergleich mit einer KFZ-Werkstatt hinkt. In einer solchen kannst du ohne weiteres mit leichtem Atemschutz arbeiten (wird meines Wissens beim hantieren mit Lacken etc. auch empfohlen). Gäste und Kellner mit Mundschutz in einem Lokal wären wohl etwas unpassend.
Im Gegensatz zum Restaurant ist eine gewisse Belastung in einer Werkstätte nicht vermeidbar, Autos machen nunmal Mist. Sicherlich könnte man nun über strengere Autozulassungskriterien etc. diskutieren, es bleibt aber der Punkt dass Fortbewegung via Automobil (und damit dessen Wartung) für viele Menschen essentiell ist - die Nikotinsucht nicht. Is gebt zwar absurde Vorstellungen von "Tradition" ('Verdauungszigarette', 'Die Zigarette zum Kaffee'), aber die sollte man wohl nicht berücksichtigen. Und dabei ist es sogar völlig egal, ob meine eine Zigarette als Genuß anerkennt, so wie Mauhart & Co. es gerne verkaufen wollen, oder nicht.

maschi - 23. Jan, 22:37

@Georg

Danke für den Comment, möchte mich noch ein bisschen mit Deinen Punkten befassen:

ad1: Der administrative Aufwand, wie hoch auch immer er ist (Betriebsanlagengenehmigung gibts schon heute, einmal alle zB drei Jahre Papiere zu versteigern halte ich für verkraftbar ;) würde jedenfalls von den Lizenzerwerbern und im Endeffekt natürlich von ihren Kunden zu tragen sein, das müsste ja in Deinem Sinn sein.

ad2. Die Lizenz bekommt jeder, dem sie ausreichend viel wert ist. Das ist genau dann der Fall, wenn die zu erwartenden Verluste und/oder Kosten (zB Umbaukosten beim Verlust der Lizenz) höher sind als der Lizenzpreis. Den Rest darf man getrost den Unternehmern überlassen!

ad3. Der Wettbewerbsvorteil, der darin besteht, dass ein Raucherlokal mehr Kunden lockt wird durch die Raucherlizenz wirtschaftlich bewertet - und wird den Gewinn schmälern bzw. in die Lokalpreise einfliessen. Diese Effekte gleichen die Situation gegenüber den Nichtraucherlokalen im Durchschnitt aller Lokale praktisch perfekt aus, wobei natürlich jene Lokale die Lizenz erwerben werden, die aufgrund ihres Geschäftsmodells die schlimmsten Einbussen zu erwarten hätten.

ad4. Verstehe ich nicht. Du bringst hier für mich, wie schon ein bisschen in 3 eine Art "soziale" Komponente hinein ("nicht jeder Wirt hat gleich viel Geld", "wer sich diese 100% nicht leisten kann" etc). Sicher werden sich viele oder alle um die Lizenzen "bemühen", aber sie werden nicht allen gleich viel wert sein. Und genau darum gehts ja: Es werden und sollen sich nur diejenigen leisten, die vom Totalverzicht auf Raucherkundschaft am härtesten betroffen wären - und für die es somit wirtschaftlich Sinn macht. Allen anderen würde die Lizenz mehr kosten als sie an Einbussen zu erwarten haben. Sie sollten daher geradezu froh sein, wenn sie sich die Lizenz "nicht leisten" können - und daher zum Nichtraucherlokal werden und auf die Art die Preise niedrig halten können. :)

ad5. Mein Hauptargument zum Arbeitnehmerschutz ist ein anderes: Ist eine ausreichende Zahl an Nichtraucherlokalen gewährleistbar, so dass jeder nichtrauchende Kellner und jede nichtrauchende Kellnerin realistischerweise einen entsprechenden Arbeitsplatz wählen kann, dann reicht mir das. Es macht keinen Sinn, rauchendes Personal vor Passivrauch schützen zu wollen.

Gerade bei Deinem letzten Punkt bist Du mir schon ein bisschen apodiktisch gegenüber einem andersdenkenden Gegenüber: Autos sind "essentiell" (für mich zB in der Stadt sicher nicht), Nikotin nicht (für mich auch nicht) - "absurde" Vorstellungen von Tradition solle man "nicht berücksichtigen" etc (hier mag ich die Absurdität nicht beurteilen). Ich möchte mir meine Vorlieben eben auch nicht von anderen bewerten lassen und mir dreinpfuschen lassen - das Dreinreden ist für mich nur rechtfertigbar, wenn diese anderen in ihrer eigenen Freiheit durch mein Verhalten über Gebühr beeinträchtigt werden. Was "über Gebühr" im Einzelfall heisst? Ja, genau darüber werden wir auch in Zukunft debattieren müssen...! So finde ich zB dass Autofahrer derzeit meine Freiheit über Gebühr beeinträchtigen, weil sie zB für den Platzverbrauch in der Stadt nicht selbst aufkommen müssen. :)

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