Michael (Gast) - 11. Aug, 22:27

wieder Kritisieren...

Die Idee hat schon was, aber das mit dem französische Experiment ist überhaupt nicht repräsentativ, weil in der Stadt Orsay (die 90% der Wähler im Experiment stellen) auch im "traditionellen" Wahlrecht Le Pen nur an 4. Stelle ist.

Und jetzt kommts ganz arg: so, wie das im Experiment gemacht wird, funktioniert das bei einer Parlamentswahl (ohne Mehrheitswahlrecht) gar nicht. Weil die FPÖ könnte dann z.B. sagen, dass sie sich in eine FPÖ1 und FPÖ2 spaltet. Und die FPÖ-Wähler könnten dann einfach beide ankreuzen, nach der Wahl gibts eine Koalition zwischen FPÖ1 und FPÖ2 und die hat danach doppelt so viele Stimmen, wie vorher. Sie könnte sich natürlich auch in 20 Parteien spalten und schon weht bei meinem Nachbar die Reichskriegsflagge (eigentlich nicht, weil das dann ja auch alle anderen Parteien machen würden).

Es könnte nur so funktionieren, dass jeder genau eine Stimme hat, die einfach aufgeteilt wird. Das würde dann jedenfalls dazu führen, dass die Großparteien verlieren und die moderaten Kleinparteien gewinnen (weil man dann z.B. SPÖ und LIF wählen könnte => 0.5 SPÖ und 0.5 LIF). Ich glaub aber, dass jemand, der so schon die FPÖ wählt - also was gegen die etablierten Parteien hat - dann eher weniger dazu neigt, noch weitere Parteien anzukreuzen (aber ich kann mich auch täuschen, wer weiß schon, was im Kopf eines FPÖ-Wählers vorgeht).

Sorry, dass ich immer das Haar in der Suppe sehe :-) .

maschi - 12. Aug, 08:40

das haar in der suppe ist ja, was mich interessiert. wer will schon bloss die öde suppe auslöffeln?

paar anmerkungen:

1. das französische experiment ist in keiner weise repräsentativ. darauf wird auch immer wieder hingewiesen, wenn man sich ein bissl einliest. ich finde es aber legitim, es zu nennen, weil es einen effekt bestätigt, der auch auf basis mich überzeugender theoretischer überlegungen vom approval voting erwartet, dass kompromissfähige kandidaten besser abschneiden als im herkömmlichen verfahren. das bauchgefühl kann da auch mit: diese kandidaten erhalten einfach "mehr zustimmung" quer durch alle "lager"...

2. die frage, ob das approval voting aufgrund genannter einwände (vorsätzliche, uu mehrfache spaltung) auch auf parteienwahlen anwendbar ist halte ich für sehr legitim - insofern ist meine ansage "radio buttons abschaffen" in diesem kontext nationalratswahl sicher ein bissl flapsig, aber es geht ja mir hier ja ums brainstorming (siehe oben), unterm strich neige ich zur ansicht, dass es auch bei parteienwahlen ginge. wie du selbst sagst: das könnten alle machen - und dann gibt es da das thema glaubwürdigkeit auch noch.

fast wichtiger ist mir aber, dass man generell sehr vorsichtig sein muss, wenn man sagt "das geht doch so nicht weil" oder "es könnte nur so funktionieren, dass", denn: auch das derzeitige system ist, trotz seiner einfachheit und der grossen vertrautheit die wir damit haben nur ein "rechnerisches system" und keine 1:1 abbildung des wählerwillens. wir müssen daher vorrangig fragen: kann der wählerwille hier besser oder schlechter abgebildet werden als bisher? interessant finde ich dabei, dass man zur klärung der frage, wieweit ein system geeignet ist die summe der feinschattierten inneren überzeugungen der wähler möglichst korrekt abzubilden eigentlich gar nicht so viel aus experimenten lernen kann, sondern es sich um eine mittels mathematischer modelle zu erläuternde frage handelt. und dabei scheint das approval voting, trotz des anfänglichen unbehagens, das jeder empfindet, der dem gedanken ausgesetzt wird, extrem gute karten zu haben: es ist sowas wie der beste gefundene kompromiss aus mathematisch nahezu perfekten wahlsystemen und auf der anderen seite der notwendigen einfachheit, die schon deshalb gegeben sein muss, damit man sich die theoretische mathematische perfektion nicht wieder durch reihenweisen "wahlirrtum" zusammenhaut...

ein grosser vorteil des approval voting gegenüber stimmensplittenden verfahren liegt übrigens in der höheren "taktik resistenz": die wähler wählen dann öfter so, wie sie wirklich wählen wollen. gibt man ihnen eine splittbare stimme, dann wählt zb ein gemischt rotgrün denkender wähler eher wieder verstärkt rot, weil er glaubt vorrangig die kanzlerfrage beeinflussen zu müssen.
Michael (Gast) - 12. Aug, 22:12

Zu 1. - ich hab mich da etwas missverständlich ausgedrückt, "repräsentativ" war da das falsche Wort von mir. Ich meinte, dass das Stadt Orsay offensichtlich grundsätzlich deutlich weniger Le Pen Wähler hat als der Landesdurchschnitt. Zusätzlich bin ich beim Lesen der Tabelle 3 noch irgendwie verrutscht und hatte deswegen im Kopf, dass Le Pen den Chirac in Gy im Approval Rating überholt hat.

Ich könnte mir das Approval Rating bei Präsidentenwahlen deswegen auch gut vorstellen (nicht aber bei Parlamentswahlen nach Verhältniswahlrecht).

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