katatonik (Gast) - 11. Okt, 19:04
Eine umfassende und differenzierte Würdigung bedeutet auch, hinter behauptete Politik zu blicken und die gemachte Politik zu sehen. Ich vermisse hier, dass sich die FPÖ an der Macht in der Regierung in Sachen Proporz kaum anders verhalten hat als die vormals kritisierten Großparteien. Ich vermisse, dass Haider auch ein Landeshauptmann war, der Sozialpolitik und Kulturpolitik als Geldverteilung aus den Händen eines großzügigen Landesvaters begriff. - Das Image des aufrechten Kämpfers für die Menschen, der halt ein bisserl herumpolterte gegen die Ausländer (die sowieso nur marginal sind), nein, das ist nicht differenziert.
maschi - 11. Okt, 21:34
Ich kann die Kritik einerseits sehr gut nachvollziehen, zumal ich die genannten Punkte ja genauso sehe. Andererseits geht sie gerade deshalb auch völlig ins Leere für mich, denn ich wollte ja gar keine "ausgewogene und differenzierte Würdigung" verfassen - das überlasse ich gerne den darin geübten Damen und Herren unseres öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Mir ging es an heutigem Tag lediglich darum, einen für mich gar nicht so einfachen Schritt zu tun und einige positive, für mich berechtigte Punkte eines von mir grundsätzlich abgelehnten Politikers aufzuzählen. Gleichzeitig werfe ich die Frage auf, warum uns das grundsätzlich sehr oft erst nach dem Ableben einer umstrittenen Persönlichkeit zu gelingen scheint -ich verknüpfe damit auch die hier unausgesprochen gebliebene Frage, ob man sich nicht einige Haider Erfolge erspart hätte, wenn man schon sehr frühzeitig auf seine berechtigten Anliegen (und nur diese) eingestiegen wäre. Nicht mehr und nicht weniger. Danke fürs Lesen und fürs Feedback!
katatonik (Gast) - 11. Okt, 23:36
Liegt das nicht einfach an der eingeübten sozialen Praxis der Würdigung? Daran, dass ein Höhe- und Tiefpunkte im Wirken eines Menschen überschauender Blick immer dann geworfen wird, wenn entweder ein Lebensabschnitt oder ein Leben zuende sind? Aber das beantwortet die Frage dann eben einfach so: Dass es uns nicht gelingt, Menschen einfach so zwischendurch zu würdigen, liegt daran, dass (zumindest öffentliche) Würdigungen einen Blick auf Abgeschlossenes brauchen, und der kommt eben nur im nachhinein.