Die Würdigung fällt schwer, weil sie im Rahmen des Gesamtwerks nicht stimmt. Haider an der Macht hat es bewiesen. Der Proporz wurde blau, statt rot. Die seltsamen Förderungen gingen an die eigenen Leute, statt die anderen. Haider war ein Populist, as solcher steht man immer auch für richtige Dinge, meistens halt oberflächlich. Wir Menschen würdigen jemanden aber nur dann, wenn er im großen und ganzen in Ordnung ist ist, nicht irgendwo im Detail. Und ich meine, das ist zurecht so.
PS: Was Gabi Burgstaller sagt, der Mensch habe im Mittelpunkt seines sozialpolitischen Wirkens gestanden, da stellts mir die Zähennägel auf. Erst in den letzten Wochen hat Haider Menschen auf einer unbetreuten Alm zusammengepfercht. Das passiert, wenn man jemanden für etwas würdigt, was dieser aus zutiefst ideologischen Gründen betrieben hat.
Ich glaube hier liegt ein gewisses Problem im Begriff der "Würdigung". Mir gings nicht um eine Würdigung, schon gar nicht um eine ausgewogene und differenzierte, sondern, wie oben bereits gesagt, darum, einige für mich als positiv erkannte Punkte aufzuzählen. Dass wir jemanden nur dann für sein Lebenswerk "würdigen", wenn uns das ausgewogene und differenzierte Gesamtbild würdigenswert erscheint, ist natürlich richtig so.
Wo aber gerade in der Politik das Problem beginnt, ist, wenn wir einem Menschen, nur weil wir ihn insgesamt (zu Lebzeiten meine ich jetzt) nicht "würdigen" können de facto gar nicht mehr zuhören. Vielleicht ist für die etwas jüngere Generation nicht mehr so hautnah nachvollziehbar, dass Haiders Thema in den 1980er Jahren zunächst fast ausschliesslich der Widerstand gegen Proporz, Parteibuchwirtschaft und Privilegien war, damit verdoppelte er 1986 die FPÖ auf Anhieb auf gute 10% und erreichte 1990 über 16%. Das "Ausländerthema" existierte damals in der öffentlichen Wahrnehmung noch so gut wie gar nicht, der "eiserne Vorhang" war noch nicht gefallen, Österreich ein neutrales Land "nach dem Vorbild der Schweiz". Das Ausländerthema diente dem Erfinder des österreichischen Populismus dann eher erst ab den 1990er Jahren dazu, auf diesen früheren vor allem durch ehemalige ÖVP Wähler ermöglichten Wahlerfolgen aufzubauen und nun massiv in einer zunehmend verängstigten SPÖ Wählerschaft zu wildern.
Auch wenn Haider und seine rechte FPÖ schon in den 1980er Jahren für die meisten geschichtsbewussten Menschen unwählbar war, sagten oder dachten viele insgeheim gerade damals (also vor dem Ausländerthema), dass er in vielem de facto "recht hat". Und genau in der Kombination aus diesem weitverbreiteten Gefühl und der (menschlich ebenso verständlichen) Komplett-Abgrenzungspolitik Vranitzkys bestand aber dann auch das Problem. Es war nicht mehr möglich, über legitime Anliegen zu diskutieren und Haider konnte dies alles nun mit seinen Ausländerwahlkämpfen "vermischen" - all das erlaubte einer breiten Wählerschicht ihre eher dumpfen Emotionen, die sie sich vorher vielleicht sogar selbst wenn sie sie lange schon hatten irgendwo "selbst nicht erlaubt" hatten, zu legitimieren und nun öffentlich vor sich herzutragen. Das Ergebnis von dem allen kennen wir. Heute hält eine ganz offen ausländerfeindliche und weitgehend monothematische Partei ein knappes Fünftel der Wähler. Eine ganze Generation an Jungwählern wählt bereits schon dann diese Partei, wenn sie nichts anderes tut als dem "Vorbild" der Eltern zu folgen...
Und jetzt ginge es ja wieder darum, zumindest jene BZÖ Wähler die Strache ganz offenbar abstösst (sonst hätten sie ihn nämlich gleich selbst gewählt), die aber in einem moderateren Haider-BZÖ eine Möglichkeit sahen, ihren Systemprotest auszudrücken nicht ebenfalls über kurz oder lang in die Hände des Monothematikers zu treiben...
Geistig erstarrten Bastionen begegnen wir nicht nur in der Politik, sondern beinah überall... nicht zuletzt auch in uns selbst. Und so bleibt aber die ständige Herausforderung, sie immer wieder neu zu erstürmen.
PS: Was Gabi Burgstaller sagt, der Mensch habe im Mittelpunkt seines sozialpolitischen Wirkens gestanden, da stellts mir die Zähennägel auf. Erst in den letzten Wochen hat Haider Menschen auf einer unbetreuten Alm zusammengepfercht. Das passiert, wenn man jemanden für etwas würdigt, was dieser aus zutiefst ideologischen Gründen betrieben hat.
Wo aber gerade in der Politik das Problem beginnt, ist, wenn wir einem Menschen, nur weil wir ihn insgesamt (zu Lebzeiten meine ich jetzt) nicht "würdigen" können de facto gar nicht mehr zuhören. Vielleicht ist für die etwas jüngere Generation nicht mehr so hautnah nachvollziehbar, dass Haiders Thema in den 1980er Jahren zunächst fast ausschliesslich der Widerstand gegen Proporz, Parteibuchwirtschaft und Privilegien war, damit verdoppelte er 1986 die FPÖ auf Anhieb auf gute 10% und erreichte 1990 über 16%. Das "Ausländerthema" existierte damals in der öffentlichen Wahrnehmung noch so gut wie gar nicht, der "eiserne Vorhang" war noch nicht gefallen, Österreich ein neutrales Land "nach dem Vorbild der Schweiz". Das Ausländerthema diente dem Erfinder des österreichischen Populismus dann eher erst ab den 1990er Jahren dazu, auf diesen früheren vor allem durch ehemalige ÖVP Wähler ermöglichten Wahlerfolgen aufzubauen und nun massiv in einer zunehmend verängstigten SPÖ Wählerschaft zu wildern.
Auch wenn Haider und seine rechte FPÖ schon in den 1980er Jahren für die meisten geschichtsbewussten Menschen unwählbar war, sagten oder dachten viele insgeheim gerade damals (also vor dem Ausländerthema), dass er in vielem de facto "recht hat". Und genau in der Kombination aus diesem weitverbreiteten Gefühl und der (menschlich ebenso verständlichen) Komplett-Abgrenzungspolitik Vranitzkys bestand aber dann auch das Problem. Es war nicht mehr möglich, über legitime Anliegen zu diskutieren und Haider konnte dies alles nun mit seinen Ausländerwahlkämpfen "vermischen" - all das erlaubte einer breiten Wählerschicht ihre eher dumpfen Emotionen, die sie sich vorher vielleicht sogar selbst wenn sie sie lange schon hatten irgendwo "selbst nicht erlaubt" hatten, zu legitimieren und nun öffentlich vor sich herzutragen. Das Ergebnis von dem allen kennen wir. Heute hält eine ganz offen ausländerfeindliche und weitgehend monothematische Partei ein knappes Fünftel der Wähler. Eine ganze Generation an Jungwählern wählt bereits schon dann diese Partei, wenn sie nichts anderes tut als dem "Vorbild" der Eltern zu folgen...
Und jetzt ginge es ja wieder darum, zumindest jene BZÖ Wähler die Strache ganz offenbar abstösst (sonst hätten sie ihn nämlich gleich selbst gewählt), die aber in einem moderateren Haider-BZÖ eine Möglichkeit sahen, ihren Systemprotest auszudrücken nicht ebenfalls über kurz oder lang in die Hände des Monothematikers zu treiben...