31
Dez
2007

"Der letzte Tag ...

... eines Verurteilten" ist ein 1829 veröffentlichtes Plädoyer gegen die Todesstrafe von Victor Hugo, der heute zu den bedeutendsten französischen Schriftstellern gezählt wird, dessen Werke zu seiner Zeit aber teilweise als regimekritisch verboten wurden.

Der Text erzählt von den letzten Tagen eines zum Tode verurteilten Mannes, der auf seine Hinrichtung wartet. Dabei bleibt der Vater einer kleinen Tochter namenlos und auch sein Verbrechen bleibt ungenannt. Er hofft bis zum letzten Moment auf die Möglichkeit einer Begnadigung, will leben, und muss am Ende doch "pünktlich" zum vorgesehenen Termin sterben.

179 Jahre später ist die Praxis der Todesstrafe immer noch nicht von unserem Planeten verschwunden. Ich werde auch 2008 amnesty international in seiner oft aussichtslos scheinenden Arbeit für die universelle Anerkennung der Menschenrechte als kleines Mitglied unterstützen. Ich denke eigentlich schon, dass diese Karte eines - noch fernen - Tages restlos blau sein wird.

Die Verteilung der Farben ist übrigens nicht ganz zufällig. Wenn ich die Karte so betrachte, dann meine ich vor allem zwei Faktoren zu spüren, die hier eine wesentliche Rolle spielen: Religion und Entwicklung.

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muesli - 31. Dez, 11:59

ich sehe religion nicht als wesentlichen faktor auf der karte, immerhin haben religiöse länder wie marokko, polen, israel, türkei, die ehemaligen französischen kolonien in westafrika oder ganz lateinamerika de facto keine todesstrafe, sekuläre gesellschaften wie china, die mongolei oder cuba hingegen schon. einzig bei den stark islamisch geprägten ländern sehe ich ein muster - von denen setzen die meisten die todesstrafe ein (was sich auch mit dem islamischen recht erklären lässt).

gegen "entwicklung" als faktor sprechen zumindest einige beispiele wie die USA, thailand, japan, singapur, südkorea, taiwan oder auch china - bzw. andererseits djibuti, burkina faso, niger, myanmar, el salvador, etc.

aber im wesentlichen stimme ich dir natürlich zu - ein blauer planet wäre wünschenswert.

maschi - 4. Jan, 21:24

Faktoren

haben es ja so an sich, dass sie nur einen Beitrag leisten zu einem Resultat. Eins ist glaub ich sicher: es gibt keine eindimensionale Erklärung, keinen linearen Zusammenhang, sondern eher sowas wie ein mehrdimensionales, bewegliches System. Interessant wäre, ob Du andere Faktoren "spürst": Was bringt den einzelnen Menschen oder eine ganze Gesellschaft zur Überzeugung, dass die Todesstrafe ein sinnvolles/wichtiges/gerechtes/adäquates etc. Instrument der Disziplinierung ist?

Beim Faktor Religion möchte ich ergänzen: wenn man die "Buchreligionen" Judentum, Christentum, Islam betrachtet, dann findet man sowohl in der Bibel als auch im Koran jede Menge Stellen, die schlicht und einfach die Wertehaltungen einer vorzivilisatorischen Gesellschaft, in der Blutrache und "Selbstjustiz" inkl dem Prinzip "Auge um Auge" einen ganz wesentlichen Stellenwert hatten (nicht zuletzt deshalb, weil es sonst keine Instrumente gab, mit dem man Regelverletzungen hätte ahnden können), widerspiegeln. Der Faktor Religion spielt dann bei der Beurteilung der Todesstrafe in unserer heutigen Gesellschaft insofern eine Rolle, als sich die Frage stellt, wie weit man dieses "Wort Gottes" verabsolutiert (Kennzeichen des in allen diesen Religionen vorhandenen "Fundamentalismus") oder sich eben von ihm emanzipiert und somit eine Überwindung von unserer heutigen rechtlich ausdifferenzierten Gesellschaft nicht mehr angemessenen "Sozialpraktiken" auch aus religiöser Sicht zulässt...
hannes.s - 31. Dez, 12:36

Zur Entwicklung

fällt mir der wunderbarste Vortrag der letzten Jahre wieder ein, auf den ich an dieser Stelle einfach mal linken möchte:
http://www.ted.com/index.php/talks/view/id/92

maschi - 4. Jan, 21:38

Gut ist das

und steht in einer Tradition, die vielleicht auch durch Bjørn Lomborg mit seinem Sceptical Environmentalist mitbegründet wurde - war für mich schon sowas wie ein Eye Opener, der ebenfalls vollständig mit UN-Daten und anderen frei zugänglichen Daten arbeitet.

2001 erschienen, aber immer noch schwer empfehlenswert, weil ohnehin der längerfristige Blick auf die Entwicklung der Dinge im Vordergrund steht.
bastille

brainstorming the bastille?

Geistig erstarrten Bastionen begegnen wir nicht nur in der Politik, sondern beinah überall... nicht zuletzt auch in uns selbst. Und so bleibt aber die ständige Herausforderung, sie immer wieder neu zu erstürmen.

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