Verteidigung
Christoph Chorherr klagt an und ich frage mich daher einfach mal, wie sich in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit bis zur Kyoto "Deadline" eine politisch glaubwürdige Verteidigung aufziehen liesse.
Wir lernen doch aus den Medien, dass Österreich mit "Pönalen" in Milliardenhöhe zu rechnen habe, wenn wir die Kyoto-Ziele verfehlen. Das "Verfehlen" bedeutet aber in diesem Kontext lediglich, dass wir die Einsparungen nicht im eigenen Land erreichen, und daher in Folge gezwungen werden, woanders "Gutes" zu tun: indem wir CO2-Emissionen senkende Projekte finanzieren.
Ich liesse mir als Verteidiger daher ein hochseriöses Gutachten der besten uns zur Verfügung stehenden Ökonomen und Klimaexperten anfertigen, aus dem sich ergeben würde, dass wir genau genommen schon immer zwei Möglichkeiten hatten, ambitionierte CO2 Einsparungsziele zu "erreichen" - eine mit weniger Einsparungspotential pro Euro und eine mit mehr. Mein Gutachten ergäbe dann in etwa folgendes Bild:
1. Indem x Mrd Euro Aufträge an Unternehmen vergeben werden, die die Energie-Effizienz der eigenen Volkswirtschaft verbessern liesse sich die geforderte Menge N Tonnen an CO2 nachhaltig einsparen.
2. Indem dieselben x Mrd Euro an Aufträgen vergeben werden, die nun aber die Energie-Effizienz fremder Volkswirtschaften verbessern liesse sich eine Menge weit grösser als N Tonnen CO2 einsparen - weil die Energieeffizienz woanders noch weit schlechter ist als bei uns und Einsparungen daher dort bis auf weiteres weit billiger zu erreichen sind.
Für welche Variante sollen wir uns dann entscheiden, wenn die Sorge ums Klima im Vordergrund steht?
Die Politik könnte natürlich die Variante 2 auch dazu nutzen, uns auf die Einsparung der minimal geforderten N Tonnen CO2 im Ausland zu beschränken, dafür aber weit weniger investieren zu müssen als wenn diese Einsparungen im eigenen Land erreicht werden müssten. Praktisch betrachtet wäre entscheidend, welcher Linie (partei-)politisch der Vorzug gegeben wird: Wollen wir ums gleiche Geld CO2-Einsparungs-Weltmeister werden oder wollen wir lieber unser Budget-Gerstl zusammenhalten und die Hausaufgaben gerade mal so in letzter Minute hinkritzeln...
Richtig bleibt in beiden Fällen, dass (derzeit) im Ausland um weniger Geld mehr Einsparung zu erreichen ist. Und die spannendste Frage bleibt daher auch, ob wir an diesem entstehenden Riesen-Markt mit unseren eigenen Leistungen teilnehmen wollen: Soll unser Geld in heimische und europäische Unternehmen investiert werden oder in US-amerikanische und asiatische Klimaschutzspezialisten?
Freilich: Ich rechne weder mit einem Mandat für die Verteidigung, noch würde ich ein solches für diese Angeklagten mit vollem Elan annehmen wollen.
Wir lernen doch aus den Medien, dass Österreich mit "Pönalen" in Milliardenhöhe zu rechnen habe, wenn wir die Kyoto-Ziele verfehlen. Das "Verfehlen" bedeutet aber in diesem Kontext lediglich, dass wir die Einsparungen nicht im eigenen Land erreichen, und daher in Folge gezwungen werden, woanders "Gutes" zu tun: indem wir CO2-Emissionen senkende Projekte finanzieren.
Ich liesse mir als Verteidiger daher ein hochseriöses Gutachten der besten uns zur Verfügung stehenden Ökonomen und Klimaexperten anfertigen, aus dem sich ergeben würde, dass wir genau genommen schon immer zwei Möglichkeiten hatten, ambitionierte CO2 Einsparungsziele zu "erreichen" - eine mit weniger Einsparungspotential pro Euro und eine mit mehr. Mein Gutachten ergäbe dann in etwa folgendes Bild:
1. Indem x Mrd Euro Aufträge an Unternehmen vergeben werden, die die Energie-Effizienz der eigenen Volkswirtschaft verbessern liesse sich die geforderte Menge N Tonnen an CO2 nachhaltig einsparen.
2. Indem dieselben x Mrd Euro an Aufträgen vergeben werden, die nun aber die Energie-Effizienz fremder Volkswirtschaften verbessern liesse sich eine Menge weit grösser als N Tonnen CO2 einsparen - weil die Energieeffizienz woanders noch weit schlechter ist als bei uns und Einsparungen daher dort bis auf weiteres weit billiger zu erreichen sind.
Für welche Variante sollen wir uns dann entscheiden, wenn die Sorge ums Klima im Vordergrund steht?
Die Politik könnte natürlich die Variante 2 auch dazu nutzen, uns auf die Einsparung der minimal geforderten N Tonnen CO2 im Ausland zu beschränken, dafür aber weit weniger investieren zu müssen als wenn diese Einsparungen im eigenen Land erreicht werden müssten. Praktisch betrachtet wäre entscheidend, welcher Linie (partei-)politisch der Vorzug gegeben wird: Wollen wir ums gleiche Geld CO2-Einsparungs-Weltmeister werden oder wollen wir lieber unser Budget-Gerstl zusammenhalten und die Hausaufgaben gerade mal so in letzter Minute hinkritzeln...
Richtig bleibt in beiden Fällen, dass (derzeit) im Ausland um weniger Geld mehr Einsparung zu erreichen ist. Und die spannendste Frage bleibt daher auch, ob wir an diesem entstehenden Riesen-Markt mit unseren eigenen Leistungen teilnehmen wollen: Soll unser Geld in heimische und europäische Unternehmen investiert werden oder in US-amerikanische und asiatische Klimaschutzspezialisten?
Freilich: Ich rechne weder mit einem Mandat für die Verteidigung, noch würde ich ein solches für diese Angeklagten mit vollem Elan annehmen wollen.
maschi - 4. Dez, 11:45
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